altDie vor zwei Wochen erlassene Verlängerung der Sperrzeit durch Bürgermeister Rüdiger Heß ruft bei dem Bündnis gegen die Sperrstunde, das im vergangenen Dezember gegründet wurde, deutliche Kritik hervor. Auf Initiative der politischen Jugendverbände bestehend aus Junger Union, Jungsozialisten, Junger Liberale und Grüner Jugend hatte sich das Bündnis gemeinsam mit Vertretern der Hessischen Landjugend, der Landjugend Geismar, der Landjugend Haubern und dem Jugendclub Röddenau gegründet. Gemeinsames Ziel ist es die Gremien der Stadt von den möglichen negativen Konsequenzen der verlängerten Sperrzeit zu überzeugen.

„Um eine korrekte Schlussfolgerung aus den von der Polizei vorgelegten Statistiken zu ziehen, ist eine Entwicklung von Gewaltdelikten über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren nötig. Die vorgelegten absoluten Werte aus nur einem Jahr lassen kaum eine fundierte Interpretation möglicher problematischer Entwicklungen zu.“, erklärten Christoph Müller, Hendrik Klinge, Christoph Hartel und Christine Möller.

Die Vorsitzende der Landjugend Haubern, Carolin Schmidtmann, erklärt: „Es geht uns nicht darum in der Öffentlichkeit immer wieder mit negativer Kritik aufzufallen, sondern für die Attraktivität unserer Heimat zu streiten. Denn genau die Aufrechterhaltung der Attraktivität unserer Heimatstadt für jungen Menschen und damit die Zukunft der Region ist unser Ziel.“

„ Es geht bei der derzeitigen Diskussion nicht darum wie lange eine Person selbst ausgeht, sondern um das Ausgehverhalten einer ganzen Generation. Dies lässt sich nicht in einer Kleinstadt, wie Frankenberg verändern. Stattdessen werden junge Menschen weite Fahrtwege in Kauf nehmen, um Abendveranstaltungen zu erreichen und spät nachts heimfahren, was durchaus kritisch zu sehen ist.“, sagte Helena Graß, Chefin der Landjugend Geismar.

„Bei aller Diskussion, die in der Öffentlichkeit derzeit geführt wird, ist es uns sehr wichtig, dass es einzig um die Sache, eine politische Entscheidung geht. Persönliche Differenzen und unsachliches Verhalten sind nicht angebracht.“, sagten die Schülervertreter der Burgwaldschule, Lara Scheller und Christian Bartel.

Christoph Müller, Chef der Jungen Union in Frankenberg führte an: „ Die Effekte einer vorgezogenen Sperrzeit lassen sich nicht allein in Zahlen von Gewaltdelikten messen. Der demographische Wandel mit einer massiven Alterung der Gesellschaft verbunden mit einem Mangel an jungen Fachkräften scheint bei der Entscheidung des Bürgermeisters nicht beachtet worden zu sein. Gerade in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung ist die Attraktivität der Stadt für diese jungen Menschen sehr wichtig.“

„Es wurde leider nicht verstanden, warum die Verlängerung der Sperrzeit der gesamten Region mehr schadet als nutzt. Sich hauptsächlich auf den Rat der Polizei zu stützen erscheint bei den möglichen umfassenden Folgen nicht zielführend. Die Bürgerinnen und Bürger haben den Anspruch an die Politik sämtliche Einflussfaktoren miteinander abzuwägen.“, sagte Hendrik Klinge, Vorsitzender der Frankenberger Jungsozialisten.

„In zahlreichen Gesprächen mit Politiker verschiedener Parteien aus Bundestag, Landtag, Kreistag und der Stadtverordnetenversammlung wurde deutlich, dass über alle Parteigrenzen hinweg

erhebliche Bedenken bezüglich der verlängerten Sperrzeit bestehen.“, sagte Christoph Hartel, Vorsitzender der Jungen Liberalen und wies damit auch auf die zahlreichen Pressemitteilungen der verschiedenen Parteien und Landtagsabgeordneten hin.

„Wir haben Verständnis dafür, wenn Jugendlich sachliche Kritik an der Sache des Bürgermeisters äußern. Kein Verständnis haben wir für persönliche Beleidigungen und Androhungen von Gewalt. Das Bündnis gegen die Sperrstunde distanziert sich hiervon ausdrücklich. Schon jetzt verlassen viele junge Menschen die Region aufgrund geringer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Was erst passiert, wenn die noch verbliebenen Discotheken geschlossen sind, möchte ich mir gar nicht ausmalen.“, sagte Christine Möller, Stadtverordnete und Sprecherin der Grünen Jungend.

„Wir als junge Generation, die sich häufig abends auf Diskoabenden und in Diskotheken aufhält, haben allergrößtes Interesse daran friedlich und ohne Gewalt zu feiern und abends sicher wieder nach Hause zu kommen. Dies ist der derzeit aus unserer Sicht im Frankenberg Land absolut gewährleistet.“, sagte André Landau vom Jugendclub Röddenau.

Das weitere Vorgehen der jungen Generation sieht zwei Schritte vor.

„Wir planen einen Flashmob auf dem Frankenberger Obermarkt, um friedlich gegen die Sperrzeitverlängerung zu demonstrieren. Damit möchten wir der Öffentlichkeit zeigen, dass uns als junger Generation die Zukunft der Stadt sehr wohl am Herzen liegt und wir uns der allgemeinen Politikverdrossenheit deutlich entgegen stellen.“, ergänzte Carolin Hecker, stellvertretende Landesvorsitzende der Hessischen Landjugend.

Gemeinsam erklärte das Bündnis gegen die Sperrstunde nach den Beratungen gegenüber der Presse: „Wir fordern alle Fraktionen der Frankenberger Stadtverordnetenversammlung auf, die Sperrzeit im Parlament zu diskutieren und den Bürgermeister damit aufzufordern die Sperrzeitverlängerung zurückzunehmen und gemeinsam ein Präventionskonzept zu erarbeiten.“